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Montag, 9. Februar 2015

Die Elch-Posse: Bestseller

Bestseller

Ich weiß nicht, ob es euch nicht auch manchmal so geht, dass ihr einfach fassungslos über die Dummheit der Menschen nur noch lachen müsst. In meinem Fall muss ich über einige Autorenkollegen lachen und den Kopf schütteln. Ständig bekomme ich Mails and more mit Fragen, die nicht einmal die Auskunft beantworten könnte und Tante Google zur Vollversagerin abstempelt.
Neulich ging es damit los:
„Juhu, ich habe ein Buch geschrieben, weißt du einen Verlag?“
„Nein, weiß ich nicht.“
„Es ist aber ein Bestseller!“
„Ah ja, dann würde ich das an verschiedene Publikumsverlage schicken.“
„Ja, habe ich ja, aber immer nur Absagen.“
„Ah, so.“
„Kann ich dir mal den Text schicken?“
„Nein, ich bin kein Lektor, ich bin Autorenkollege und ich habe für so etwas nicht die Zeit.“
„Ja, aber …
„Ja, aber … ist einer der Sätze, die ich am meisten hasse. Denn es ist das untrügliche Zeichen der Uneinsichtigkeit eines Menschen. Tiere sagen nie: Komma, aber …
Gutmütig, wie ich nun einmal bin, frage ich dann völlig gelassen:
„Ist dein Buch denn schon lektoriert, dann könntest du es auch selbst verlegen, es gibt da was … von Amazon oder anderen Plattformen …“
Ich habe den Satz noch nicht ganz beendet, da kam dann:
„Lektoriert, was ist denn das?“
In meiner unendlichen Geduld erkläre ich, dass ein Buch auf Fehler untersucht werden müsse, damit der Leser auch Freude an dem Werk hat, es keine temporären Fehler oder Brüche und Rechtschreibfehler im Text gibt.
„Ach, das brauche ich nicht, ich habe ja Word und außerdem hat eine Freundin, die ist Deutschlehrerin und Autorin, drübergeschaut, das Buch ist fehlerfrei.“
Ich schlucke und vermeide es zu erwähnen, dass eins meiner Werke in einem Pseudoverlag von einem angeblichen Professor für Germanistik lektoriert wurde und er schlappe 1.000 Fehler übersehen hatte. Ich sage auch nicht, dass gerade Lektoren, die auch Autoren sind, meistens die schlechteren Lektoren sind, nicht alle, aber die meisten, weil sie nämlich den Stil verändern und in null Komma nichts dem ursprünglichen Werk die eigene Note aufdrücken, und dann wird es unecht. Ich verkneife mir auch, dass ich einen solchen Lektor einst fast erschlagen hätte, als aus meinen Trollen dann letztlich Kobolde wurden. Die Fassungslosigkeit steht mir heute noch im Gesicht geschrieben. Stattdessen sage ich in meiner bekannt ruhigen Art, dass ich denke, ein Lektorat durch einen freien Lektor sei sinnorientiert.
„Wieso?“, ereilt mich gleich die Frage.
„Weil es meine Erfahrung ist“, erwidere ich lakonisch.
„Ja, aber …  (Da ist es wieder, dieses Ja, aber ..., was ich hasse!)
Ich erwidere:
„Ja, aber ist dein Bestseller dir das denn nicht wert?“
Schweigen …
In diesem Sinne, ihr fröhlichen Bestseller-Schreiber, verschont mich bitte mit dämlichen Fragen, denn eine ehrliche Antwort könnt ihr wohl eh nicht aushalten.